Dienstag, 11. Oktober 2011

1. Kapitel Teil 10 - Kampf

Syrills Gedanken wurden schlagartig wieder klarer. Er konnte sogar den Kopf wenden und sah dort den Hünen Marius stehen. Nur mit einer halblangen Hose bekleidet und einem schweren Hammer in der Hand, bot er einen imposanten Anblick.
Der Mann, in seinem dunklen Mantel, hatte sich die ganze Zeit zu Syrill hinuntergebeugt, erst jetzt, als er sich aufrichtete und Marius zuwandte, konnte dieser die leuchtenden Augen sehen.
„Was, bei den elf Höllen…?“ Weiter kam der halbnackte Mann nicht. Einem plötzlichen Angriff ausgesetzt, sprang er zur Seite und damit aus dem Wagen. Der Angreifer hatte blitzschnell seine Klinge gezogen und in einer einzigen, fließenden Bewegung nach Marius geschlagen.
Syrill, der nun frei war, sprang ebenfalls zurück und überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Er kam nur zu einem Schluss und rief erneut laut um Hilfe, während er sich hinter einem der Wagen versteckte.
Marius war völlig überrascht. Hatte er doch die Hilfeschreie zuvor für mehr geträumt, denn real gehalten und eigentlich nur der Vorsicht wegen nachgesehen. Schnell war er in eine Hose geschlüpft und nahm das erst Beste als Waffe, was ihm in die Hände fiel.
Nun stand er einem, scheinbar bestens gerüsteten Kämpfer, direkt vor seinem Wagen gegenüber, der einen Anblick bot, wie er ihn nie zuvor gesehen hatte.
Wieder schlug der dunkle Mann zu. Marius parierte mit seinem Hammer und verlor dabei beinahe einen Finger, als die Klinge den Stil dicht über seiner Hand traf. Der eigene Angriff ging ins Leere, da sein Gegenüber mühelos auswich. Marius erkannte sofort, dass er keine Chance haben würde. Sein Hammer war viel zu langsam und er war noch nie gut mit Waffen gewesen. Seine üblichen Kämpfe trug er mit roher Kraft und den bloßen Fäusten aus – so jedoch war er hoffnungslos unterlegen.
Ein schneller Angriff folgte. Wieder zu langsam mit dem Hammer, brandete diesmal Schmerz durch Marius linke Schulter. Einer Finte zum Opfer gefallen, hatte ihn die schlanke Klinge erwischt. Er spürte sein Blut hervorquellen. Der Angriff war so schnell, er hatte ihn nicht einmal kommen sehen. Erst als er das stechende Brennen fühlte, erkannt er seinen Fehler.
Auch sein Gegner schien sich seiner Überlegenheit nun gewiss. „Gib auf!“, zischte dieser zu Marius hinüber. „Du bist mir nicht gewachsen.“
In der Zwischenzeit waren noch mehr Lichter in den Wagen angegangen und die ersten Rufe wurden laut.
„Wenn du es nicht tust, werde ich nicht nur dich, sondern auch den kleinen Jungen töten. Langsam und schmerzhaft. – Den Jungen. Dich werde ich nur schnell aufspießen.“
Bei diesen Worten schienen die roten Augen noch heller zu strahlen, doch für Marius war das zuviel. Vor diesem Satz wollte er nur auf Zeit spielen, abwarten und hoffen, dass die anderen bald zu Hilfe eilten. Doch nun wollte er dieses bösartige Schwein, nur noch zur Strecke bringen.
Von einem lauten Schrei begleitet, warf er den Hammer auf seinen überheblichen Gegner. Nicht zum Kopf, sondern direkt auf die Körpermitte. Es war ein Geistesblitz, woher auch immer, der ihn auf diese waghalsige Idee brachte. Sie bewegten sich noch immer direkt zwischen den Wagen und Marius, wie auch sein Angreifer, standen gerade sehr nahe an einer der Außenwände – zu nahe. Es fiel dem Mann im Umhang leicht dem Wurf auszuweichen, doch blieb ihm dafür nur eine Richtung, wenn er sich nicht zu Boden fallen lassen wollte. Nach rechts von der Wagenwand weg.
Dort erwartete ihn Marius. Sofort nachdem der Hammer seine Hand verlassen hatte, sprang er genau in den erhofften Weg seines Gegners. Der Plan ging auf und die beiden so unterschiedlichen Kämpfer prallten hart zusammen.

Syrill hatte in dem Augenblick aufgehört zu schreien, als er die Klinge in Marius Schulter dringen sah. Das Schwert war nicht groß, doch das Blut, das es hervorbrachte reichlich. Voller Schrecken erkannte der Junge, selbst aus seiner versteckten Position heraus, den Ernst dieses Kampfes. Noch nie in seinem Leben, hatte er einer tödlichen Konfrontation beiwohnen müssen.
Er bemerkte die Schnelligkeit dieses Mannes und die Leichtigkeit seiner Bewegungen.
Plötzlich schienen die Kämpfer inne zu halten. Der finstere Mann bewegte die Lippen, doch konnte Syrill nicht verstehen, was er sagte. Er sah nur wie sich Marius Gesicht plötzlich, vor Entschlossenheit versteinerte und dieser dann seinen wütenden Angriff begann.

Scheinbar überrascht und durch den Aufprall der beiden Kämpfer, entglitt dem Wesen mit den roten Augen seine Waffe und es entstand ein heftiges Gerangel am Boden.
Marius versuchte sofort seinen Gegner zu packen und damit den Kampf am Boden zu bestimmen. Wie ein Aal auf dem Land wand sich sein Widersacher, doch bildete hier nun die Rüstung und der Mantel einen Nachteil. Zu viele Möglichkeiten für Marius immer wieder an einer anderen Stelle das Wesen packen und festhalten zu können. Schließlich hatte der große, halbnackte Mann seinen Gegner in einer scheinbar ausweglosen Lage festgesetzt.
Sie lagen beide auf der Seite und Marius hatte von hinten, seinen Arm und den Hals des Gegners geschlungen, beide Beine über den Schenkeln des Mannes verschränkt und zog zusätzlich noch, mit seiner freien Hand einen Arm des Wesens, hinter dem Rücken nach oben. So hörte die Gegenwehr endlich auf.

„Du wirst niemanden töten!“, stieß Marius schwer atmend hervor. Der Kampf hatte ihn erhitzt und verausgabt. Seine Schulter brannte höllisch und sein ganzer Körper schien zu glühen.
„Wir werden sehen.“, konnte er gepresst vernehmen. Dann hörte er eine andere Stimme neben sich.
„Marius lass ihn los! Schnell!“ Dareck stand auf einmal neben ihm und versuchte den großen Mann zum loslassen zu bewegen, doch Marius drückte mit seinem Arm die Kehle des Mannes weiter zu. Sein Arm brannte dabei. Die Schmerzen nahmen immer mehr zu, je mehr er presste, doch es war ihm egal. Er war in einer Art Rausch. Ausgelöst durch die Worte und den Kampf. Diesen Gegner hier wollte er tot sehen. Er fragte sich, ob die Augen dann wohl aufhören würden zu glühen.
„Marius, bitte. Er wird dich töten!“ Dareck zog und zerrte an seinem Freund.
‚Mich töten?’ Die Worte ergaben für Marius keinen Sinn. Er war es doch, der den anderen würgte und nicht umgekehrt.
Endlich erkannte er, dass etwas nicht stimmte. Die Hitze, die er spürte kam nicht nur durch den Kampf. Dort wo er direkt die Haut seines Gegners berührte, fühlte es sich an, als ob er ein brennendes Stück Kohle halten würde. Zuvor hatte seine Rage den Schmerz betäubt, doch jetzt konnte er seinen Griff nicht mehr halten. Marius ließ los und stieß das Wesen von sich.
Keinen Moment zu früh, wie sich herausstellte. Neben sich sah Marius und auch alle anderen, die in der Zwischenzeit aus den Wagen gekommen waren, seinen Gegner in einer gewaltigen roten Stichflamme auflodern. Es war, als ob man Öl in ein Feuer gegossen hätte.
Die brennende Gestalt erhob sich. Die Augen gen Himmel gerichtet, stand das Wesen einen Moment nur da. Die Flammen verzehrten die Haut, wie auch die Kleider. Doch kein Laut des Schmerzes war zu vernehmen.
Vollkommen unerwartet, stürzte sich plötzlich das brennende Monster erneut auf Marius. Der war nur etwas zurückgerutscht und saß noch immer am Boden. Bestürzt nahm Marius die Hände vor sein Gesicht, um seine Augen vor den heißen Flammen zu schützen, als das brennende Wesen sich über ihn beugte.
„Schau mich an!“ zischte das Monster und versuchte Marius die schützenden Hände wegzuziehen. Sengender Schmerz durchzuckte dort die Handgelenke des Mannes, wo er berührt wurde.
Alle Anwesenden schauten entsetzt dem furchtbaren Geschehen zu. Rufe wurden laut.
„Holt eine Decke!“
„Wasser!“
„Zieht ihn weg, schnell!“
Die ersten, der Schausteller stürzen gerade los, da war es schon vorbei. Wie dünnes Pergament zerfiel plötzlich der Körper binnen weniger Augenblicke unter den Flammen zu Asche. Langsam rieselten sie auf Marius herab. Es sollte nichts Greifbares vom Körper des Wesens übrig bleiben.

Weiter gehts am Wochenende.

2 Kommentare:

  1. ok, das ist jetzt kein Kommentar zu diesem Abschnitt, sondern ganz allgemein ein Eindruck von der ganzen Geschichte, die ich allerdings nur 5-10 Minuten überflogen hab zugegebenermaßen, bin leider absolut kein Leser (mehr), Bücher sind leider nicht mein Medium, sondern Musik und Film.

    Aber das, was ich gelesen hab, fand ich echt gut, vor allem hatte ich das Gefühl, sofort visuell in die Geschichte reingezogen zu werden, und das ist schonmal super, vor allem bei Fantasy, wo es ja auf die Bildwelten sehr ankommt.

    Also insgesamt Daumen hoch von mir und immer schön weitermachen, denn: Bevor sich der Erfolg einstellt, muss man erst durch eine lange große und sehr heiße Wüste marschieren. Zumindest red ich mir das immer ein. :-)

    Hab mich dieses Jahr etwas mit ebooks beschäftigt, die sind gerade voll im kommen, hier eine kleiner Artikel dazu, als Motivation sozusagen, denn wer weiß ...

    http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,748220,00.html

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  2. Auch wenn Du nur überflogen hast, freut mich dein Kommentar natürlich.
    Leider verschiebt sich bei Einigen das Medium vom Lesen weg. Zumindest in meinen Augen. Kenne jetzt schon ein paar Leute, die bestefalls noch das Hörbuch nehmen, bevor sie selbst längere Texte lesen würden.
    Dann lieber das ebook. Papier und Druckerschwärze haben für mich zwar immer noch ihren eigenen Charme, aber elektronisch hat natürlich auch, nicht wegzudiskutierende Vorteile. Deinen Link werd ich mir auf jeden Fall anschauen.

    Gruß Andi

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