Doch auch dieses Duell ging
schnell vorüber. Es gelang dem großen Mann einfach nicht, die
Schildverteidigung zu durchbrechen. Einen glücklichen Treffer konnte
er zwar setzen, doch die anderen gingen alle an den Aequilloten.
Somit war auch dieser Kampf entschieden.
In der Zwischenzeit war es
noch wärmer geworden und die Luft staubig von den Duellen in der
Arena. Kelor wäre dankbar um eine leichte Brise gewesen, doch Haevon
hatte kein Einsehen mit den Wettkämpfern auf seinem Platz des
Himmels.
Der nächste Kampf versprach
dann wieder interessant zu werden. Freiherr Roderick wurde aufgerufen
und zu ihm stieg der drahtige Mann mit den zwei Kurzschwertern. Das
Publikum, das den ersten Gewinner des Wettkampfs erkannte, jubelte
ihm laut zu, während dieser beiläufig zurück winkte. Kelor beäugte
den Mann nun etwas genauer. Zuvor hatte er ihn ja nur von ihrer
Vorbereitungsecke aus sehen können. Er war überrascht, dass er gar
nicht so klein war, wie er zuvor noch gewirkte hatte. Der Hüne hatte
hier das Bild ganz schön verzerrt, wie er nun erkannte und das,
obwohl der Bär ebenfalls nicht gerade klein war. Allerdings wirkte
er auch gegen seinen jetzigen Gegner noch immer sehr schmal. Mit
einer leichten, ärmellosen Weste bekleidet, die von einem einfach
Gürtel zusammengehalten wurde, sah man die sehnige Muskulatur der
Arme und Brust darunter. Es schien, als wäre kein Gramm Fett an
diesem Körper. Doch auch ihm hing bereits das lange Haar klebrig ins
Gesicht. Kelor fragte sich, wie der Freiherr diese Hitze in seiner
dunklen Rüstung ertragen konnte. Auch bei Kosch hatte er sich das
bereits gefragt, doch bei dem lag es wohl mit am Blut der Zwerge,
dass sie auch zu solch ausdauernden Schmieden machte. Der Freiherr
jedoch schien keinen des Bergvolks in seiner Ahnenlinie zu haben.
„Wünscht Ihr die andere
Klinge?“, fragte Kelor, als sich Freiherr Roderick ihm zuwandte. Er
dachte, dass das große Schwert eventuell zu behäbig sein könnte
und dies bereits den dunklen Hünen den Sieg gekostet hatte. Doch der
Bär griff wieder zu dem gewaltigen Zweihänder. Kelor zuckte nur mit
den Schultern und dachte sich 'Es ist Euer Kampf'.
Gespannt sah er dann auf den
Richter und der Kampf hatte begonnen. Beide Kontrahenten umrundeten
sich vorsichtig in der Mitte des Kampfbereichs. Der drahtige Mann
hatte eine leicht gebückte Haltung angenommen und lies die beiden
kurzen Schwerter auf den Handtellern kreisen, also ob sie dort
befestigt wären – mal links, dann rechts herum. Dabei wippte er
immer leicht nach vorn und zurück, ohne erkennbaren Rhythmus.
Der Bär hielt seinen
Zweihänder fest in beiden Händen und die stumpfe Spitze
ununterbrochen auf seinen Gegner gerichtet. Der Vorteil der
Reichweite lag eindeutig bei Roderick, doch Kelor war sich nicht
sicher, ob das reichen würde.
Der Bär versuchte es als
erster. Er machte einen schnellen Schritt nach vorn und stieß sein
Schwert dabei in Richtung seines Gegners. Doch dieser parierte mit
beiden Klingen überkreuz und fing die Waffe des Bären so geschickt
ab. Die Zuschauer johlten und es schien, als wären aller Augen nur
auf sie gerichtet.
Dem folgte ein Vorstoß des
Messerkämpfers. Mit kurzen, schnellen Attacken gelang es ihm das
Schwert des Bären beiseite zu drängen und dann sofort, daran vorbei
zu tauchen. Er schaffte es, den Abstand zwischen ihnen so zu
verringern, um fast sogar in Schlagreichweite zu gelangen. Doch der
Bär zeigte erneut, die – für einen Mann seiner Gestalt –
unerwartete Geschwindigkeit, welche zuvor auch Kelor bereits
überrascht hatte, indem er geschickt zurück sprang und so den
vorherigen Abstand zwischen ihnen wieder herstellte. Ein
anerkennendes Nicken des Messerkämpfers zeigte, dass auch er damit
nicht gerechnet hatte und sein Lächeln deutete an, dass er wohl
nicht noch einmal diesen Fehler machen würde.
Kelor hatte den Eindruck,
als würde er einen merkwürdigen Tanz zweier Männer beobachten, die
sich zu völlig verschiedenen Musiken bewegten. Trotzdem schien es,
als würden beide Lieder dem selben Rhythmus folgen, denn jeder
Schritt und jede Drehung wurden sofort verstanden und entsprechend
beantwortet.
Doch bei einer Taktfolge kam
der Freiherr schließlich ins Straucheln. Zu schnell war sein Gegner
und hatte den Zweihänder, in einer schier unmöglichen Biegung des
Rückens vorbei gleiten lassen, um danach ebenso plötzlich nach
vorne zu schnellen und mehrere blitzartige Schnitte mit den eigenen
Schwertern durchzubringen. Drei deutlich sichtbare Spuren waren
danach auf dem dunklen Kettenhemd des Freiherren zu erkennen und
wurden vom Richter angezeigt.
Der junge Gardist war
sprachlos. Eine einzige, erfolgreiche Attacke hatte zu drei gültigen
Treffern geführt. Sollte es dem Mann noch einmal gelingen, so nah an
den Bären zu gelangen, wäre dieser Kampf mit Sicherheit vorbei.