Sonntag, 22. Januar 2012

3. Kapitel Teil 1 - Auf dem Weg zum Fest

Waren die Straßen an den Tagen zuvor bereits überfüllt, so erfuhr dieser Umstand nun eine weitere Steigerung. Es schien, als wäre die ganze Stadt auf den Beinen und strömte gemeinsam, ins Zentrum von Weißenburg. Eine andere Richtung war auch schlichtweg nicht möglich. Wer einmal in den Sog aus Körpern geriet, konnte nicht anders, als sich mitziehen zu lassen. Die Sonne brannte unnachgiebig, doch hielt das das neugierige Volk nicht ab, sich der Menge anzuschließen. Alle Fahnen der Stadt waren gehisst und zeigten die Banner der verschiedenen Lords und Herrschaftshäuser. Je weiter man ins Innere der Stadt kam, desto mehr entstand der Eindruck, dass wohl jedes Gebäude nun irgendwie geschmückt oder hergerichtet war. Duftende Sommerblumen waren zu kunstvollen Kränzen gebunden und an den Türen befestigt, bunte Wimpel hingen in den Fenstern und die Lampionketten waren kreuz und quer über sämtliche größere Straßen gespannt.

„Was bei den elf Höllen ist hier nur los? Wollen die alle die Eröffnungsansprache mit anhören?“ Melton konnte es nicht glauben. Er befand sich mit seinem Bruder und ihrem Vater inmitten des Gewühls, das irgendwie zum Stocken gekommen war, da sich etwas weiter vorne zwei der Hauptstraßen verbanden. Es war ein Wunder, dass sie sich nicht auch schon längst verloren hatten. Khalid und seine Gefährtin Chalise waren bereits geraume Zeit außer Sicht. Mit solch einem Ansturm hätte der Junge nie gerechnet.
„Ansprache? Firlefanz. Die wollen nur ihre Taschen füllen.“ Melton sah sich um. Neben ihm stand ein dicker Mann und schnaufte schwer, während er sich ebenfalls scheinbar weder vor, noch zurück bewegen konnte. „Damit auch ja genug Publikum der Rede lauschen wird, hat man sich eine weitere unsagbar tolle Sache überlegt.“, antwortete er auf Meltons fragenden Blick. Sein Gesicht verriet, was er im Augenblick tatsächlich davon hielt.
„Es sollen eigens geprägte Münzen von den Dächern, um den Platz vor der Ratshalle geworfen werden. Die Gerüchte überschlugen sich, ob es jetzt Silber, Gold, oder gar Platin sein soll. Tatsächlich weiß ich es aber besser. Die Münzen werden zum größten Teil nur aus Kupfer sein.“
„Zum größten Teil?“, hakte Melton nach.
„Naja, ein paar Goldstücke sind wohl dabei. Aber ich tippe auf gerade mal eine Hand voll.“
„He, ihr seid aber gut unterrichtet.“, mischte sich ein kleiner, unmittelbar vor ihnen befindender Mann mit ein.
„Der Neffe eines Nachbarn hat die Prägestempel gefertigt. Ich bin also tatsächlich recht gut unterrichtet.“
Hastor stöhnte. „Oje, hätten wir das nur früher gewusst.“

Die Luft war auch ohne die enge Menschenmasse bereits stickig. Kein Windhauch war zu spüren, ausser dem heißen Atem der umgebenden Menge. Der Unmut und die Anspannung wurde immer deutlicher und äußerte sich nun auch, in lauten und wütenden Ausrufen.
Syrill befand sich eingezwängt zwischen mehreren übel riechenden Körpern und rang nach Luft. Den Kopf nach oben gereckt, kniff er die Augen schmal zusammen um den blendenden Sonnenstrahlen zu entgehen. Lichter tanzten und Tränen standen ihm in den Augen.
„Gehts denn bald voran?“, rief jemand, nicht weit hinter ihm, was nur mit Unmutsrufen beantwortet wurde. Nicht viel später vernahm der Junge, von irgendwo weiter vorne „Ich schiebe doch gar nicht, du Pissetrinker!“, was kurz danach von lauten Schreien aus der selben Richtung quittiert wurde. Es dauerte nicht lange, dann nahm der Druck von vorne deutlich zu. Die Schreie wurden zahlreicher und lauter, was Syrill Böses ahnen lies, während er mehrere Schritte zurück geschoben wurde. Er glaubte die Stimme seines Vater etwas rufen zu hören, doch kam ihm diese, viel zu weit weg vor.
Plötzlich kamen die Schreie von überall, während ihm die knappe Luft nun vollständig aus den Lungen gepresst wurde. Er fühlte, wie er nach hinten kippte, eingeklemmt in die umgebenden Leiber und dabei weiter zurück gedrängt wurde. Er dachte nur 'So muss sich Ertrinken anfühlen.' während er hilflos mitgerissen wurde und die Sterne vor seinen Augen einen wilden Reigen tanzten. Syrill versuchte sich Platz zu verschaffen. Er drückte und schob mit Armen und Beinen, doch blieb alles ohne Erfolg. Er wäre in das panische Kreischen der Menge mit eingestimmt, wenn er nur den Atem dazu gehabt hätte.
Plötzlich spürte er, wie sich eine Hand in sein Hemd krallte und ihn, zu seinem weiteren Entsetzen nach unten zog, doch rutschte der Griff gleich wieder ab, als der unglückselige Besitzer, von Syrills unmittelbaren Nachbarn nieder getrampelt wurde.
Dem Jungen wurde schlecht, bei der Vorstellung, dass es ihm ähnlich ergehen könnte und war froh, nicht zuvor gesehen zu haben, wer es war. Dafür sah er, wie der Mann vor ihm, plötzlich ebenfalls nach unten wegrutschte, als er scheinbar auf irgendetwas getreten war, was ihn straucheln lies.

So beginnt also das 3. Kapitel. Ich hoffe ihr habt weiter Freude an meiner Geschichte. Bis nächste Woche.

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