Sonntag, 8. Januar 2012

2. Kapitel Teil 12 - Im Kerker

Der Zwerg Kosch Felsenschmetter hatte längst etwas von der Freude an dieser vermaledeiten Stadt und ihrem blöden Fest verloren. Wie konnte man auch nur so einen Aufstand machen, wegen einer kleinen Keilerei unter Kameraden? Gut, richtige Kameraden waren es ja nicht, aber da sie alle am selben Wettkampf teilnehmen wollten, kam das seiner Definition doch recht nahe.
Merkwürdig fand er auch, dass scheinbar neben dem Bisonkopf, nur er mit zur Wache und anschließend hierher gebeten wurde. Naja, gebeten war auch hier nicht das richtige Wort. Eskortiert traf es da schon besser. Noch dazu mit gezückten Waffen. Er wollte gar nicht wissen, wie viele Soldaten sie mitgeschickt hätten, wenn er seinen Hammer dabei gehabt hätte, statt ihn bei Alef zurück zu lassen. Auf die Idee, dass sie ihm den wohl nicht gelassen hätten, kam er nicht.
So war Kosch nun also, allein in einer Zelle, die man extra für unangenehme Gäste, wie ihn freigehalten hatte. Dabei ging es wohl nicht einmal darum, ihm oder den anderen Gefangenen einen Gefallen zu tun, sondern vielmehr um die Angst der Wärter, eine Auseinandersetzung in den engen Zellen schlichten zu müssen. Normalerweise wäre ihnen eine solche recht egal gewesen, aber Hauptmann Chrasinius hatte Kontrollen in der Festwoche angekündigt.
Kosch war gerade bestrebt, auf dem Boden eine halbwegs angenehme Sitzposition in seiner Rüstung zu finden – ein Ablegen kam herinnen nicht in Frage für ihn – als er Geräusche vor der Zellentür hörte. Er versuchte schnellstmöglich wieder auf die Beine zu gelangen, doch das kleine Guckfenster der Tür öffnete sich, bevor ihm das gelungen war.
Kelor besah sich mit einem süffisanten Grinsen Koschs verzweifelte Bemühungen.
„Ich hab euch gestern schon gesagt, dass solch ein Ungetüm nichts für die Stadt ist.“
„Ja, ja. Komm lieber rein und hilf mir hoch, Jungchen.“, schnauzte Kosch leicht gereizt zurück. Bei seinen Versuchen wäre er gerade fast auf dem Rücken gelandet.
Kosch hörte, wie die junge Stadtwache ein paar Worte mit jemandem außerhalb seines Sichtfeldes wechselte, während er endlich auf die Beine kam.
„Hmm, das wird nicht möglich sein. Die Wärter haben strikten Befehl die Tür erst wieder zu öffnen, wenn ihr eure Strafe bezahlt habt.“
„Strafe, pah!“ Kosch polterte los. „Ausnehmen woll'n se mich. Wahrscheinlich noch vom Turnier fernhalten.“ Der Zwerg war inzwischen an die Tür heran getreten und stand fast auf den Zehenspitzen, um zu sehen wer dort neben Kelor stand.
„Du da. Ja du. Mach mal nen Satz beiseite, damit ich mit dem Jungen allein sprechen kann.“
Als dieser tatsächlich mit mürrischem Blick ein paar Schritte zurück getreten war, flüsterte Kosch Kelor zu: „Diese Beutelschneider wollen zehn Goldstücke von mir, weil ich angeblich die Keilerei verursacht oder begonnen hätte. Alles Quatsch sag ich dir. Aber wie ich die Lage so bedenke, werd ich das kaum noch rechtzeitig hinbiegen können.“
Kelor befürchtete Schlimmes: „Also wenn ihr denkt, dass ich euch was auslegen kann, dann seid ihr schief gewickelt.“
„Nein, nein. Das Gold hab ich schon.“ Mit gepresster Stimme fügte er hinzu: „Nur habe ich heute morgen in meinem Dusel den Rucksack in der Herberge zurück gelassen. Das passiert mir sonst nie. Scheiß Würzsoße. Ich nahm nur meine kleine Goldbörse mit und die ist nach den horrenden Anmeldegebühren merklich leichter geworden. Ich trau denen hier aber nich' weiter als ich alle zusammen schmeißen kann. Ich mein... könntest du vielleicht... die Herberge ist ja nicht so weit.“
Kelor war etwas baff. Er fragte sich, womit er das Vertrauen des Zwergs gestern erworben hatte.
„Es soll dein Schaden auch nich' sein. Ich denk, dass ich bei'n Kämpfen ne gute Chance hab, und 'ne gut platzierte Wette sollte 'ne ziemlich, sichre Goldanlage sein.“
Das, was Kelor bereits zuvor von den Wachen in Erfahrung gebracht hatte, lies ihn den Worten fast glauben schenken. Er wusste aber auch, dass solche Geschichten schnell die Runde machten und die Buchmacher ziemlich sicher ihre Quoten anpassen würden, sobald sie von den Qualitäten des Zwergs erführen. Und erfahren würden sie davon.
„Komm schon. Überleg nich' lang. Ich will keinen von 'n Wärtern bitten müssen. Heut Abend biste auch wieder eingeladen.“
Kelor stöhnte zwar innerlich auf, sagte dann aber: „Na gut Felsenschmetter. Aber nur unter einer Bedingung...“

Die Verwünschungen hatte Kelor noch ihm Ohr, als er von Alef mit Koschs Rucksack wieder zurück kam. Es hatte einige Überredungskunst gebraucht, den Wirt zur Herausgabe zu bewegen. Wenn der den jungen Gardisten nicht so gut gekannt hätte, sowie ohne den gestrigen Abend, hätte er sich sicher die Zähne ausgebissen. Die Auslöse ging dann allerdings schneller von Statten als gedacht. Kelor war überrascht, dass die Wachen tatsächlich irgendwelche Zahlen auf ein Pergament notierten. Scheinbar verlangte das dieser Leutnant Chrostoph, der jedoch während Kelors Besuch schon nicht mehr da war. Es hätte ihn aber auch nicht gewundert, wenn dieser Zettel schon bald wieder verloren gegangen wäre.
Als sie endlich auf der Straße standen, war die Sonne schon fast verschwunden. Vom Stadtinneren drang Festlärm und Musik herüber.
„Jetzt sag. Das war doch vorhin nich' dein Ernst, oder?“, versuchte Kosch sich erneut zu drücken. „Woll'n wir uns nich' lieber direkt ins Getümmel stürzen?“
Kelor blieb hart. „Wie war das gestern mit der Ehre der Zwerge und besonders derer der Felsenschmetter? Sie stehen stets zu ihrem Wort und das ganze Zeug. Alles nur Gerede?“
„Ja, ja. Schon gut. Lass es hinter uns bringen.“
Kelor musste innerlich mehr als lachen und so machten sie sich auf den Weg – für ihn bereits zum zweiten Mal heute – in Richtung eines der Badehäuser.

Wie ihr vielleicht schon in den Kommentaren gelesen habt, betrat am 01.01. unsere Tochter das Licht der Welt. Damit ist meine Zeit zwar weiter knapper geworden, aber trotzdem wie versprochen, hier der neue Teil. Viel Spaß damit.

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