Sonntag, 15. Januar 2012

2. Kapitel Teil 13 - Im Badehaus

Irgendwie sah der Zwerg reichlich bedröppelt aus. Und dies nicht nur, weil das Badewasser noch immer aus dessen roten Zöpfen und zottigem Bart rann.
Zu Koschs eigener Überraschung genoss er das kühle Bad mehr, als er erwartet hatte. Dies bezog er zwar, auf die noch immer drückende Hitze, die über der gesamten Stadt lag, aber trotzdem fand er es irgendwie nicht richtig und für einen Felsenschmetter alles andere als angemessen. Ein badender Zwerg. Wo gab's denn so was? Wieder schüttelte er still den Kopf und tauchte trotzdem erneut unter. Das erfrischende Nass bildete eine willkommene Abkühlung in diesen Stunden, das war nicht weg zu diskutieren. Noch dazu hatten sie hier einen recht brauchbaren Gerstensaft. Härtere Getränke hatte Kosch zwar vergebens erfragt, aber war er am Ende mit dem Bier, doch recht zufrieden.
Das Badehaus, das Kelor gewählt hatte, war keines von dessen Stammhäuser. Irgendwie hatte er Angst gehabt, dass sie ihn dort unter Umständen nicht mehr eingelassen hätten, nachdem er mit diesem Zwerg aufgetaucht wäre. Stattdessen wählte Kelor eines etwas außerhalb.
Die zuständige Dame am Empfang hatte auch tatsächlich zuerst die Nase gerümpft, es dann aber scheinbar, als ihre Pflicht angesehen, einen so schmutzigen Reisenden nicht mehr ziehen zu lassen, ohne dass dieser das Meiste seines Schmutzes los geworden wäre.
Kelor betrachtete Kosch, wie dieser endlich aus dem Becken stapfte. Ein warmes Bad in einer jeweils eigenen Wanne hatten sie beide schon hinter sich, worum Kelor mehr als dankbar gewesen war.
Im Anschluss entschied Kelor zur Abkühlung das große Becken zu benutzen, um welches mehrere einfache Holzpritschen angeordnet waren. Der Zwerg machte auch ohne Rüstung eine imposante Figur. Es wölbte sich zwar ein ordentlicher Bauch nach vorne, den sonst wohl die Rüstung etwas im Zaum hielt, aber die sonstigen Muskeln wurden davon nicht geschmälert. Kosch wirkte, als ob alles, was nicht nach oben wachsen sollte, in die Breite gegangen wäre. An seinen Armen sah man, sich dicke Muskelstränge, unter der Haut abzeichnen und sein Hals war von seinem Nacken kaum zu unterscheiden. Sein restlicher Körper stand dem, in Nichts nach.
Kosch schlang sich ein Handtuch um die Hüfte und lies sich dann auf die Pritsche neben Kelor fallen.
„Und? Ich will ja nicht darauf herumreiten, aber ich habe den Eindruck, dass ein Bad nicht die schlechteste Idee war?“
„Ja, ja.“, brummelte der Zwerg in seinen nassen Bart. „Trotzdem wird's sicher keine Gewohnheit werden, auch wenn das Bier recht süffig ist.“ Kelor musste lachen.
Sie blieben nur noch eine kleine Weile, bevor sie sich auf den Weg in die Räume zum Ankleiden machten. Das Silber für eine zusätzliche Massage wollten sie nicht investieren, auch wenn Kelor nur ungern ablehnte und das attraktive Mädchen, eine intensive Erfahrung versprochen hatte.
Der junge Gardist wartete, während Kosch sich in seine schmutzige Rüstung zurück zwängte. Er wünschte sich, dass doch etwas mehr Duftöle im Badewasser gewesen wären, als er sich das alte Metall so besah. Einer Reinigung durch einen örtlichen Schmied hatte Kosch vehement widersprochen. Den Ruhm von Generationen wasche man nicht einfach so ab. Die Rüstungspflege wäre eine äußerst diffizile Angelegenheit, die nur er selbst übernehmen könne. So wie Kelor nun den Zwerg schon kennen gelernt hatte, versuchte er es erst gar nicht weiter.
Während er so an der Wand lehnte und wartete, dass Kosch endlich sämtliche Schnallen und Riemen richtig angelegt und eingestellt hatte, vernahm er zwei weibliche Stimmen aus dem Nachbarraum. Ursprünglich war das Ankleidezimmer größer und für beiderlei Geschlecht vorgesehen, doch hatte man bereits vor einiger Zeit eine einfache Wand eingezogen, um der, in den letzten Sommern, wachsenden Prüderie gerecht zu werden.
„Habt ihr von Westholz gehört?“
„Ja, meine Nachbarin hat es mir erzählt. Schlimm. Einfach nur schlimm.“
„Das liegt nur an diesen heißen Sommern sag ich euch. Aber so ein gewaltiges Feuer... Die Stadt soll vollständig niedergebrannt sein.“
„Ja, das hörte ich auch. Die Leute dort haben alles verloren.“
Kosch war endlich fertig und hatte das Gespräch wohl ebenfalls vernommen. „Westholz... ich glaub, da bin ich vor 'ner Woche noch durch gekommen. Aber völlig niedergebrannt? Aus so viel Holz waren die Häuser doch jetzt auch nicht gerade. Und Stein brennt meist recht schlecht.“
Kelor sparte es sich, darauf hinzuweisen, dass auch in Weißenburg überwiegend Steinhäuser standen. Trotzdem waren die Dachstühle und auch sonstige Balken, wie so ziemlich überall natürlich aus Holz. Im vergangen Frühjahr hatte ein Feuer, auch hier ein paar der enger zusammen stehenden Häuser erfasst. Kelor, der damals nach den Löscharbeiten Brandwache hielt, hatte gesehen, wie auch Steinhäuser sozusagen vollständig niederbrennen konnten. Er wollte nicht wissen, wie verheerend dieses Feuer in einem so heißen Sommer ausgesehen hätte.
Kosch wiederum hatte zuvor schon von der Bauart seines Volkes erzählt. Dort baute man nach seiner Aussage tatsächlich fast ausschließlich aus Stein und Metall. Dies war wohl auch der deutlich längeren Lebenserwartung geschuldet. Eine Behausung, die einmal errichtet worden war, sollte Generationen erhalten bleiben, ohne dass ständig Reparaturen durchzuführen seien. Kelor, der eigentlich wenig Sinn für Architektonisches hatte, war nicht umhin gekommen, eine gewisse Neugierde für die Heimat Koschs zu entwickeln.
„Sag ma' Junge, wie kommt's eigentlich, dass ein einfacher Gardist, so viel Wert auf Sauberkeit legt?“, fragte der Zwerg, als sie schlussendlich in die noch immer, schwüle Abendluft traten.
„Das, mein kurzer Freund, ist eine längere Geschichte, die durchaus bei dem ein oder anderen Bier erzählt werden kann. Das nächste geht auf mich.“
„Narrengold und Hammerbruch. Das soll mir das Bad doch wert gewesen sein.“ Ein Strahlen ging über Koschs Gesicht, als sie sich auf den Weg Richtung Markt machten.

Hier endet das 2. Kapitel. Mit dem nächsten Teil beginnt das 3. sowie das eigentliche Fest. Seid auf die Ereignisse gespannt.

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