Sonntag, 4. Dezember 2011

2. Kapitel Teil 8 - Ein Beobachter

Die Zuschauer auf den Rängen johlten und es dauert bei dem Lärm nicht lange bis weitere hinzukamen. Doch nicht nur Schaulustige wurden langsam aufmerksam. Erste Soldaten der Stadtwache kamen ebenfalls auf den Platz gestürmt, doch waren die erst einmal ratlos bei der schieren Menge, an vor Kraft strotzenden Kreaturen.
Erst als sich eine deutlichere, zahlenmäßige Überlegenheit eingestellt hatte und ein entschlossener Truppführer zum Einsatz rief, kam Bewegung in die Gerüsteten.
Das Publikum quittierte dies mit lauten Buh- und Schmährufen, doch als sich zeigte, dass die Wachen eher Farbe ins Spiel brachten, statt für ein zügiges Ende zu sorgen, schwang man schnell wieder zu Anfeuerungen um.
„Schau, jetzt geht er unter.“ Tatsächlich kam mit Meltons Ausspruch endlich, der hitz- und bisonköpfige Koloss zu Fall. Der Zwerg und drei Stadtwachen hatten sich auf ihn geworfen und niedergerungen.
An anderen Stellen erging es den Kämpfenden ähnlich. Die Wachen gingen meist zu zweit auf einzelne Kontrahenten, die sich noch immer in die Keilerei warfen. Die, die bereits mehrfach zu Boden gegangen waren, oder einfach genug hatten, zogen sich bereits aus dem Getümmel zurück, in Richtung der Ränge.
Erneut machten die Zuschauer ihrem Unmut zwar deutlich Luft, doch waren die Sprüche und Chöre immer wieder von lautem Lachen begleitet. Die meisten saßen bequem auf den Bänken und hatten einfach nur das Schauspiel genossen. Es war jedoch recht deutlich, dass dieses nun sein Ende fand. Außer Syrill und Melton stand nur noch ein weiterer Zuschauer ganz vorne und beobachtete das Geschehen augenscheinlich aufmerksam. Melton war zwar nicht aufgefallen, wie dieser, nur wenige Schritt neben ihnen, ebenfalls nach vorne getreten war, doch dafür blieb jetzt sein Blick an ihm hängen.
Solche eine Gestalt hatte er bisher noch nie gesehen, womit es ihm genau wie Meister Berelon, am Abend ihrer Ankunft erging. Ein katzenhaftes Wesen auf zwei Beinen mit rötlichem Pelz und dunklen Streifen. Das Gesicht hatte kaum menschliche Züge und die Haltung wirkte leicht angespannt, als wollte das Wesen jeden Moment nach vorn - und auf allen Vieren davon springen. Doch dies passierte nicht. Stattdessen ging das Katzenwesen am Rand der Tribüne herum, in Richtung der Männer, die sich gegenseitig auf die Ränge hochzogen und erschöpft Platz nahmen. Dort blieb das fremdartige Wesen stehen und schien dann, wieder konzentriert den Platz zu beobachten.
In der Zwischenzeit war an den meisten Stellen etwas Ruhe eingekehrt, wie Melton feststellte. So ziemlich alle Kämpfe waren beendet, doch dafür hatte sich in der Mitte eine kleine diskutierende Gruppe gebildet. Mehrere der Kraftwettkämpfer versuchten scheinbar den Wachen, die Ursache und den Hergang der Auseinandersetzung zu erklären. Den bisonköpfigen Hünen führten mehrere der Soldaten vom Platz und auch die Tribünen leerten sich bereits. Man ging scheinbar nicht mehr davon aus, dass hier noch etwas Interessantes geschehen würde.
„Was meinst du?“, fragt Syrill seinen Bruder. „Sollen wir uns auch auf den Weg machen? Die Sonne brennt ganz schön.“
Melton schaute nach oben und stellte fest, dass sie fast ihren Zenit erreicht hatte. Der Himmel war strahlend blau und es gab hier keinerlei Schatten, der etwas Schutz hätte bieten können. Er nickte und zusammen mit weiteren Zuschauern verließen auch sie, die Reihen der Holzbänke. Als sie die Straße wieder betraten, hatten die sich, in der kurzen Zeit, bereits weiter gefüllt. Sie gingen den Weg, der an der Tribüne entlang führte und ließen diese schließlich hinter sich.
„Ich glaub unser Theater befindet sich eine oder zwei Parallelstraßen weiter. Lass und hier rein gehen.“, und Syrill lenkte seinen Schritt in eine weniger gefüllte Seitengasse, deren Ende seiner Meinung nach, genau dorthin führen sollte.
Melton folgte ihm. Die Gasse war schmal und nur zwei jüngere Frauen, kamen ihnen entgegen. Diese tuschelten und wanden ihren Kopf immer wieder dorthin, woher sie kamen. Als die Jungen sie passiert hatten, sah Melton auch weswegen. In einigem Abstand vor ihnen ging das katzenartige Wesen. Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn, ohne dass er dieses einordnen oder erklären konnte. Beklemmung? Anspannung? Er wusste es nicht. Automatisch verlangsamte er seinen Schritt.
Syrill, der dies bemerkte, fragte ihn: „Was ist? Willst du mal austreten?“
Melton schüttelte nur den Kopf und machte dann eine kurze Bewegung in Richtung der Katze. Syrill folgte seinem Blick und sah gerade noch, wie das Wesen eine Tür öffnete und eines der Gebäude, innerhalb der Gasse betrat.
„Was denn?“
Melton wusste nicht, was er sagen sollte. Das komische Gefühl war noch da, aber er wollte es seinem Bruder gegenüber nicht zugeben. Er hatte Angst, dass dieser ihn auslachen oder der Meinung sein könnte, dass er nach den letzten Ereignissen überreagierte.
Stattdessen sagte er: „Nichts. Ich habe nur so ein Geschöpf noch nie gesehen.“
Syrill, der die Katze zuvor auf der Tribüne nicht bemerkt und auch jetzt nur von weitem gesehen hatte, zuckte nur mit den Schultern. Dann ging er weiter. Melton beeilte sich, zu ihm aufzuschließen, beäugte jedoch noch immer argwöhnisch das Gebäude. Im Vorbeigehen meinte er, eine leichte Bewegung, hinter einem der dunklen Fenster zu sehen, aber er war sich dessen nicht sicher. Dann tauchten sie wieder, in das rege Treiben einer der Hauptverkehrsstraßen und erreichten schon bald ihr Theater.

Wie ihr sicher schon festgestellt habt, findet ihr derzeit nur noch wöchentlich einen neuen Teil hier. Das liegt daran, dass ich etwas Zeit schinden möchte, da schon bald unsere Tochter kommen wird und ich dann noch etwas Text in der Hinterhand haben möchte. Zur Zeit schaffe ich es einfach nicht, mehr zu schreiben, als ich veröffentlichen möchte, weswegen das Textpolster deutlich dünner wird.
Den nächsten Teil findet ihr also im Lauf der Woche.

2 Kommentare:

  1. Es ist schon der 12. Dezember, schon 8 Tage, Mann. Spann uns nicht so auf die Folter!!!!

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  2. Oh, da haben wir ja einen gespannten Leser. Anders bekomm ich euch wohl nicht dazu, mal was zu schreiben. ;-) Ich gelobe jedoch Besserung.

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