Sonntag, 23. September 2012

3. Kapitel Teil 15 - Ein seltsamer Tanz

Doch auch dieses Duell ging schnell vorüber. Es gelang dem großen Mann einfach nicht, die Schildverteidigung zu durchbrechen. Einen glücklichen Treffer konnte er zwar setzen, doch die anderen gingen alle an den Aequilloten. Somit war auch dieser Kampf entschieden.
In der Zwischenzeit war es noch wärmer geworden und die Luft staubig von den Duellen in der Arena. Kelor wäre dankbar um eine leichte Brise gewesen, doch Haevon hatte kein Einsehen mit den Wettkämpfern auf seinem Platz des Himmels.
Der nächste Kampf versprach dann wieder interessant zu werden. Freiherr Roderick wurde aufgerufen und zu ihm stieg der drahtige Mann mit den zwei Kurzschwertern. Das Publikum, das den ersten Gewinner des Wettkampfs erkannte, jubelte ihm laut zu, während dieser beiläufig zurück winkte. Kelor beäugte den Mann nun etwas genauer. Zuvor hatte er ihn ja nur von ihrer Vorbereitungsecke aus sehen können. Er war überrascht, dass er gar nicht so klein war, wie er zuvor noch gewirkte hatte. Der Hüne hatte hier das Bild ganz schön verzerrt, wie er nun erkannte und das, obwohl der Bär ebenfalls nicht gerade klein war. Allerdings wirkte er auch gegen seinen jetzigen Gegner noch immer sehr schmal. Mit einer leichten, ärmellosen Weste bekleidet, die von einem einfach Gürtel zusammengehalten wurde, sah man die sehnige Muskulatur der Arme und Brust darunter. Es schien, als wäre kein Gramm Fett an diesem Körper. Doch auch ihm hing bereits das lange Haar klebrig ins Gesicht. Kelor fragte sich, wie der Freiherr diese Hitze in seiner dunklen Rüstung ertragen konnte. Auch bei Kosch hatte er sich das bereits gefragt, doch bei dem lag es wohl mit am Blut der Zwerge, dass sie auch zu solch ausdauernden Schmieden machte. Der Freiherr jedoch schien keinen des Bergvolks in seiner Ahnenlinie zu haben.
„Wünscht Ihr die andere Klinge?“, fragte Kelor, als sich Freiherr Roderick ihm zuwandte. Er dachte, dass das große Schwert eventuell zu behäbig sein könnte und dies bereits den dunklen Hünen den Sieg gekostet hatte. Doch der Bär griff wieder zu dem gewaltigen Zweihänder. Kelor zuckte nur mit den Schultern und dachte sich 'Es ist Euer Kampf'.
Gespannt sah er dann auf den Richter und der Kampf hatte begonnen. Beide Kontrahenten umrundeten sich vorsichtig in der Mitte des Kampfbereichs. Der drahtige Mann hatte eine leicht gebückte Haltung angenommen und lies die beiden kurzen Schwerter auf den Handtellern kreisen, also ob sie dort befestigt wären – mal links, dann rechts herum. Dabei wippte er immer leicht nach vorn und zurück, ohne erkennbaren Rhythmus.
Der Bär hielt seinen Zweihänder fest in beiden Händen und die stumpfe Spitze ununterbrochen auf seinen Gegner gerichtet. Der Vorteil der Reichweite lag eindeutig bei Roderick, doch Kelor war sich nicht sicher, ob das reichen würde.
Der Bär versuchte es als erster. Er machte einen schnellen Schritt nach vorn und stieß sein Schwert dabei in Richtung seines Gegners. Doch dieser parierte mit beiden Klingen überkreuz und fing die Waffe des Bären so geschickt ab. Die Zuschauer johlten und es schien, als wären aller Augen nur auf sie gerichtet.
Dem folgte ein Vorstoß des Messerkämpfers. Mit kurzen, schnellen Attacken gelang es ihm das Schwert des Bären beiseite zu drängen und dann sofort, daran vorbei zu tauchen. Er schaffte es, den Abstand zwischen ihnen so zu verringern, um fast sogar in Schlagreichweite zu gelangen. Doch der Bär zeigte erneut, die – für einen Mann seiner Gestalt – unerwartete Geschwindigkeit, welche zuvor auch Kelor bereits überrascht hatte, indem er geschickt zurück sprang und so den vorherigen Abstand zwischen ihnen wieder herstellte. Ein anerkennendes Nicken des Messerkämpfers zeigte, dass auch er damit nicht gerechnet hatte und sein Lächeln deutete an, dass er wohl nicht noch einmal diesen Fehler machen würde.
Kelor hatte den Eindruck, als würde er einen merkwürdigen Tanz zweier Männer beobachten, die sich zu völlig verschiedenen Musiken bewegten. Trotzdem schien es, als würden beide Lieder dem selben Rhythmus folgen, denn jeder Schritt und jede Drehung wurden sofort verstanden und entsprechend beantwortet.
Doch bei einer Taktfolge kam der Freiherr schließlich ins Straucheln. Zu schnell war sein Gegner und hatte den Zweihänder, in einer schier unmöglichen Biegung des Rückens vorbei gleiten lassen, um danach ebenso plötzlich nach vorne zu schnellen und mehrere blitzartige Schnitte mit den eigenen Schwertern durchzubringen. Drei deutlich sichtbare Spuren waren danach auf dem dunklen Kettenhemd des Freiherren zu erkennen und wurden vom Richter angezeigt.
Der junge Gardist war sprachlos. Eine einzige, erfolgreiche Attacke hatte zu drei gültigen Treffern geführt. Sollte es dem Mann noch einmal gelingen, so nah an den Bären zu gelangen, wäre dieser Kampf mit Sicherheit vorbei.

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